EINZIGARTIGKEIT UND VIELFALT ERLEBEN: JÜDISCHE KULTUR ALS TEIL DER SCHWEIZER IDENTITÄT

Wiedereröffnung des Jüdischen Museums der Schweiz an neuer Stätte in Basel am
30. November – Eine eigene Erzählung: Neue Dauerausstellung zu Kult, Kultur und Kunst – Frontispiz von Frank Stella und Sonderausstellung mit Werken des US-Künstlers

Basel (26. November 2025) – «Jüdisches Leben ist ein prägender Teil der Schweizer Identität und zugleich eine wichtige Konstante unserer Geschichte. Das neue Jüdische Museum bietet endlich den Raum, die Einzigartigkeit und Vielfalt sichtbar zu machen. Das älteste Exponat, ein Menora-Ring aus dem 4. Jahrhundert, zeigt die historische Verwurzelung des Judentums in unserem Land. Mit unserem neuen Domizil an der Vesalgasse möchten wir gleichermassen ein kultureller Anziehungspunkt wie auch ein lebendiger Lernort sein», erklärt Nadia Guth Biasini, Präsidentin des Vereins für das Jüdische Museum der Schweiz, bei einer Medienkonferenz am heutigen Mittwoch. Das Museum feiert am kommenden Sonntag, 30. November 2025 seine Wiedereröffnung.

«Unsere neue Dauerausstellung beleuchtet die Geschichte und Gegenwart der jüdischen Gemeinden der Schweiz. Sie verbindet historische Objekte mit zeitgenössischer Kunst, erzählt von Herkunft und Ankommen, vom Streben nach Autonomie und Akzeptanz,», sagt Direktorin Naomi Lubrich, die die Ausstellung gemeinsam mit ihrem Team kuratiert hat. «Das Schweizer Judentum ist anders: vielfältig. Hier begegnen sich elsässische und osteuropäische, maghrebinische und amerikanische Traditionen.»

«Die Basler Stadtgesellschaft kann sich auf das neue Jüdische Museum freuen, weil es unsere lange humanistische Tradition bereichert und zugleich fortschreibt. Dieses Haus steht offen für Menschen aller Religionen und Kulturen. Besonders wichtig ist mir, dass das Museum Menschen aller Generationen erreicht und Bildung in den Mittelpunkt stellt. Unser Auftrag für die Zukunft ist klar: Erinnerung pflegen, Vielfalt sichtbar machen und den Dialog stärken,» sagt Christine Wirz-von Planta, Vize-Präsidentin des Vereins für das Jüdische Museum und Nationalrätin a.D.

«Das Jüdische Museum der Schweiz – das erste Museum seiner Art im deutschsprachigen Raum nach dem Krieg – hat eine historische und weit über unser Land hinaus herausragende Bedeutung. Es spielt eine zentrale Rolle in der Sichtbarmachung, Erforschung und Vermittlung jüdischer Geschichte, Kultur und Lebenswelten in unserem Land,» sagt Ralph Friedländer, Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds SIG. «In einer Zeit, in der unser Zusammenleben vor grosse Herausforderungen gestellt ist, setzt das Jüdische Museum der Schweiz in Basel ein starkes Zeichen: für Dialog, für Respekt und für ein gemeinsames Erinnern.»

Nadia Guth Biasini (Präsidentin des Vereins für das Jüdische Museum der Schweiz, Mitte li.) und Direktorin Naomi Lubrich (l.) mit Christine Wirz-von Planta (Nationalrätin a.D., Mitte r.) und Ralph Friedländer (Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds SIG)

Eröffnung am 30. November     
Das Programm beginnt mit der Begrüssung durch Nadia Guth Biasini und Dr. Naomi Lubrich um 11 Uhr. Anschliessend ertönt das Schofar (11:15), bevor erste Rundgänge durch das neue Haus angeboten werden (11:30). Eine musikalische Umrahmung durch den Basler Synagogenchor folgt am frühen Nachmittag (12:45). Um 13 Uhr sprechen Steffi Bollag, Gemeindepräsidentin der Israelitischen Gemeinde Basel, sowie Dr. Conradin Cramer, Regierungspräsident. Am Eröffnungstag ist das Haus bis 17 Uhr geöffnet.

Neues Haus an neuer Stätte mit Frontispiz 
In einem aufwendig umgebauten Holzgebäude findet das Jüdische Museum der Schweiz sein neues Zuhause. Das einstige Tabaklager in der Vesalgasse, das an das jüdische mittelalterliche Friedhofsareal grenzt, verbindet jüdische Geschichte mit zeitgenössischer Architektur. Ein Blickfang ist das markante Frontispiz, eine Übertragung in architektonischen Massstab des Reliefs «Jeziory» (1973) des US-Künstlers Frank Stella.

Frank Stellas Kunstwerk bezieht sich auf das Dorf Jeziory im heutigen Weissrussland mit seiner eindrücklichen Synagoge, wie sie einst in hunderten Dörfern im Raum Litauen-Polen standen. Die erste Sonderausstellung zeigt Originalkunstwerke aus Stellas «Polish Village»-Serie neben Modellen der zerstörten Synagogen. Diese waren, so wie das neue Museumsgebäude, aus Holz. Die Ausstellung ist bis Januar 2027 zu sehen.

Blick in die Ausstellung des Jüdischen Museums der Schweiz in Basel: Frank Stella und die zerstörten Holzsynagogen. (November 2025– Januar 2027)
(Foto: Jüdisches Museum Schweiz / Martin Oravec)

 

Über die Ausstellungen
Die Dauerausstellung zeigt auf zwei Etagen die Geschichte des Judentums vom römischen Altertum bis zur Gegenwart in der Schweiz. Das Kapitel «Kult» beleuchtet den Zusammenhalt der Jüdischen Gemeinden. Im Kapitel «Kultur» erzählen Themen wie Herkunft, Selbstbestimmung und Überleben eine ebenso einzigartige wie wechselhafte Geschichte. Das Verhältnis zur nichtjüdischen Umgebung wurde bestimmt vom Streben um Gleichberechtigung, von der Entwicklung städtischer Gemeinden, von Antisemitismus und Selbstbehauptung.

Die neue Ausstellung bietet Einblicke ins Gemeindeleben und lädt zum Mitmachen ein, lässt zeitgenössische Kunst historische Traditionen kommentieren und zeigt das Leben und Wirken von Jüdinnen und Juden in guten und schlechten Zeiten.

Blick in die Sonderausstellung des Jüdischen Museums der Schweiz in Basel: Ansicht 2. Obergeschoss
(Foto: Jüdisches Museum der Schweiz / Martin Oravec)

Zahlen und Fakten 
Das neueröffnete Jüdische Museum Schweiz verfügt über eine Nutzfläche von rund 750 Quadratmeter, darunter etwa 550 Quadratmeter an Ausstellungsfläche. Die neue Dauerausstellung erstreckt sich über etwa 325 Quadratmeter, während für die Sonderausstellungen rund 140 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Insgesamt präsentiert das Museum rund 500 Objekte, darunter etwa 150 Leihgaben bzw. Dauerleihgaben aus privaten und institutionellen Sammlungen.

Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf gut 8 Millionen Franken, davon 5,7 Millionen Franken für den Umbau und 2,5 Millionen Franken für die neuen Ausstellungen. Finanziert wurde das Projekt unter anderem durch den Kanton Basel-Stadt mit 2,8 Millionen Franken, die Christoph Merian Stiftung mit 1 Million Franken sowie private Unterstützerinnen und Unterstützer, die 750’000 Franken beitrugen. Der grösste Teil der Finanzierung, einschliesslich des laufenden Betriebs, wird privat getragen.

Architektur und Umsetzung
Die architektonische Transformation des historischen Gebäudes wurde vom Büro Diener & Diener ausgeführt. Architekt Roger Diener ist es gelungen, das schützenswerte, fragil anmutende Haus in ein Museum zu verwandeln, ohne seine ursprüngliche Identität zu verlieren. Ein zentrales Element des Umbaus ist die neue, grosszügige Holztreppe, die alle Ausstellungsgeschosse miteinander verbindet und ein offenes Raumerlebnis schafft – das Vertikale wird so zu einem integralen Bestandteil der räumlichen Erfahrung.
Die Szenografie, verantwortet von Studio Streberle, nimmt sich vor den Objekten zurück und besticht mit hochwertigen Ausstellungsmöbeln, stimmungsvollem Licht und moderner Ausstellungstechnik
Historische Grabsteine, Zeugnisse jüdischen Lebens aus dem Mittelalter, wurden am Vorplatz aufgestellt und verankern das Gebäude sichtbar in seiner kulturellen und historischen Umgebung.

Über das Jüdische Museum Schweiz
Das Jüdische Museum der Schweiz wurde 1966 als erstes Museum seiner Art im deutschsprachigen Raum nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet. Es widmet sich der reichen Geschichte und Kultur des Judentums mit einem besonderen Fokus auf die Schweiz sowie Verbindungen zur weltweiten jüdischen Diaspora. Sie reicht von mittelalterlichen Ritualobjekten bis zu Zeugnissen der Basler Zionistenkongresse. Mit seiner Arbeit gibt das Museum einen unvergleichlichen Einblick in jüdisches Leben und untersucht gesellschaftliche Wechselwirkungen.

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